von Michael Krennerich
Sie kennen das Bild bestimmt auch. Vor irgendwelchen Häusern stehen Kartons mit Krimskrams herum und einem großen Schild „Zu verschenken“. Man wundert sich darüber, was manche Leute noch verschenken wollen, und noch mehr darüber, was andere Leute dann auch noch mitnehmen. Von benutzten Plastiksalatschüsseln bis zu verstaubten Lebensratgebern ist alles dabei.
Mal sehen, was geht, sagte ich mir und stellte beim jüngsten Ausmisten unserer Wohnung zaghaft einen Karton mit Büchern vor dem Haus ab. Schwedische Krimis gehen immer, stellte ich später fest, sogar veraltete Reiseführer für die entlegensten Gegenden. Liegen blieben allein die abgefahrenen spanischen Theaterstücke, von denen sich Hanna nicht trennen wollte, weil sie vor 100 Jahren darüber mal eine Magisterarbeit geschrieben hatte. Bevor Hanna sie retten konnte, versenkte ich sie in der Papiertonne.
Der Gegenschlag blieb nicht lange aus. Hanna konterte mit einer Kiste voll mit meinen DVDs, die im Handumdrehen verschwunden war. „Wer schaut denn außer mir noch DVDs?“, frage ich Sie und musste zugleich feststellen, dass auch mir dies nicht mehr möglich war, denn das DVD-Gerät hatte Hanna gleich mitentsorgt. So liefen die Dinge allmählich aus dem Ruder. Ich stellte Hannas „außergewöhnliche“ Lampen vor die Tür, sie wiederum meine Fußballpokale aus der D-Jugend. Ding um Ding stand erst auf dem Gehsteig und ward dann nimmer mehr gesehen.
Staunend stand ich abends vor dem Haus und blickte die Straße entlang. „Immer in Bewegung bleiben“, meinte Hanna im Vorbeigehen, sonst wäre ich eines Tages auch fort, mitgenommen von Leuten, die alten Kram lieben. Immerhin, so tröstete ich mich, haben die dafür noch Verwendung.
Zurück zur Glossen-Übersicht „Stolpern durchs Familienglück“